Gründe für Irrtümer

Menschen können sich aufgrund verschiedener Gründe irren, die oft auf kognitiven und emotionalen Prozessen beruhen.

Zu den fünf häufigsten Gründen für Irrtümer zählen

  • Fehlinterpretation von Informationen: Missverständnisse entstehen oft durch die unvollständige oder fehlerhafte Verarbeitung von Informationen.
  • Vorurteile und Voreingenommenheit: Bestehende Überzeugungen oder Vorurteile können die Wahrnehmung verzerrt und zu falschen Schlussfolgerungen geführt werden.
  • Selektive Wahrnehmung: Menschen neigen dazu, Informationen auszuwählen, die ihre vorhandenen Überzeugungen bestätigen, und ignorieren dabei widersprüchliche Hinweise.
  • Erinnerungsfehler: Das Gedächtnis ist anfällig für Verzerrungen, Verlust von Details oder das Hinzufügen von Informationen, die nie stattgefunden haben.
  • Mangelnde Erfahrung oder Expertise: Inkompetenz oder mangelndes Wissen über ein bestimmtes Thema kann zu Fehlern führen, wenn falsche Schlüsse gezogen oder falsche Informationen angenommen werden.

Häufige Formen von Irrtümern

Unter den häufigsten Formen von Irrtümern finden sich:

  • Fehlschluss: Unzureichende oder fehlerhafte Schlussfolgerungen aufgrund von unvollständigen Informationen oder Logikfehlern. z. B. der Sylogismus
  • Übergeneralisierung: Das Anwenden einer allgemeinen Regel auf eine spezifische Situation, ohne die relevanten Unterschiede zu berücksichtigen.
  • Korrelation und Kausalität: Falsche Annahme, dass eine Korrelation zwischen zwei Ereignissen automatisch bedeutet, dass eines das andere verursacht.
  • Bestätigungsfehler: Die Tendenz, Informationen zu suchen oder zu interpretieren, die die bestehenden Überzeugungen bestätigen, und dabei Informationen zu ignorieren, die ihnen widersprechen.
  • Ankerheuristik: Die Neigung, sich bei Entscheidungen an einem bekannten oder ersten Eindruck (Anker) zu orientieren und diesen nicht ausreichend zu hinterfragen.

Umgang mit Irrtümern

Es ist wichtig, sich der Möglichkeit von Irrtümern bewusst zu sein und Strategien zu entwickeln, um sie zu vermeiden oder zu korrigieren. Kritisches Denken, das Hinterfragen von Annahmen, die Suche nach weiteren Informationen und die Offenheit für alternative Standpunkte können dabei helfen, Irrtümer zu minimieren.

"Irrtümer sind die Stationen auf dem Weg zur Wahrheit."
Fjodor Michailowitsch Dostojewski

Fehler und Irrtümer sind unvermeidlich, aber die Fähigkeit, sie zu erkennen und aus ihnen zu lernen, trägt dazu bei, genauer und fundierter zu denken sowie besser informierte Entscheidungen zu treffen.

Lernen durch Irrtum

In der Pädagogik hat das „Lernen durch Irrtum“ einen besonderen Stellenwert und ist umfassende erforscht. Der Begriff „lernen durch Irrtum“ (trial and error learning) geht auf den amerikanischen Psychologen Edward Lee Throndike zurück. Das Lernen durch Irrtum setzt voraus, dass

  • Der/die Lernende muss ein Problem haben oder/und das Bedürfnis etwas auszuprobieren
  • Der/die Lernende muss eine erfolgreiche Verhaltensweise gefunden und als solche erkannt haben
  • Das Verhalten muss geübt werden

Irrtümer in Coaching und Beratung

Im Coaching ist der Irrtum keine Schwäche, sondern eine wertvolle Quelle für Erkenntnis und Wachstum. Klient und Coach arbeiten gemeinsam daran, Denkfehler oder falsche Annahmen aufzudecken, um realistischere Perspektiven und zielführendere Strategien zu entwickeln. Dabei geht es nicht darum, jeden Irrtum rigoros zu eliminieren, sondern bewusst abzuwägen: Manche Irrtümer können eine wichtige Schutzfunktion haben oder eine motivierende Kraft entfalten, bis der Klient bereit ist, sie loszulassen.

Empathie und Timing sind entscheidend, um den Klienten weder zu überfordern noch wichtige Lernprozesse zu unterbrechen. So kann der Irrtum im Coaching nicht nur reduziert, sondern auch kreativ genutzt werden.