Das Grundlegende vorweg: Ja, es gibt auch neue Formate. Diese sind aber bei weitem nicht mehr so grundlegend wie in der Practitioner-Ausbildung. Vielmehr geht es darum, die Kombinations- und Variationsmöglichkeiten der Grundformate zu begreifen und frei anwenden zu können.
Steht im Practitioner das Format im Vordergrund, für das zum Teil dann ein passendes Thema/Anliegen zur Übung gesucht wird, steht in der Master-Ausbildung das Anliegen/Thema im Vordergrund. Die Adaption der Formate an das konkrete Anliegen des Klienten ist der Paradigmenwechsel, der den Practitioner vom Master unterscheidet.
Tiefer gehen, weiter kommen, Ausnahmen verstehen
Im NLP-Master werden mehr und mehr die "höheren Ebenen der Veränderungsarbeit" angegangen. Während es im Practitioner vor allem um Verhaltensflexibilität auf der Ebene des Verhaltens und um das Erlernen neuer Modelle und Kompetenzen auf der Ebene der Fähigkeiten geht, bewegt sich der Master verstärkt auf der Ebene von Glaubenssätzen, Werten. Diese Ebene dient der weiteren Exploration der eigenen Persönlichkeit und berührt teilweise auch die obersten Ebenen der Pyramide.
Das eigenständige Arbeiten steht im Vordergrund. Mehr und mehr wird der Zeitrahmen der Techniken dem Bedingungen eines echten Coachings angepasst. Damit verändern sich auch die Ansprüche an professionelles Arbeiten, Nachhaltigkeit und Haltung. Handwerkliche Fehler, die in den Practitioner-Seminaren von den Assistenz-Trainern in einer Vor-Phase abgefangen wurden, werden nun laufen gelassen und die Ergebnisse anschließend supervidiert. Die "Stützträder kommen ab".
Manchmal macht es den Eindruck, als ob die Master-Ausbildung eine deutliche Coaching-Orientierung hat. In den letzten Jahren haben wir mehr und mehr Aspekte integriert, die auch dem Business-Bereich gerecht werden. Die erweiterte Werte-Arbeit, das Erarbeiten eines Mission-Statements und der Modellierungs-Part sind hierfür gut geeignete Beispiele.
Vom Effekt zu Eleganz
Ich bin vor einiger Zeit auf ein Modell von McWrither zur NLP-Entwicklung aufmerksam geworden. Dem Modell nach ist der erste Schritt (der der Practitioner-Ausbildung) das Erlernen von effektiven Techniken. X führt (über Schritt A bis Schnitt N) zu Y. Die Produktion eines Effekts ist das Ergebnis dieses Schritts.
Wird dieser beherrscht, kann die Schrittreihenfolge verändert werden. Durch Adaption und Variation wird eine Technik mehr als effektiv, sie wird effizient. Entweder durch Vergrößerung oder Verkleinerung bestimmter Elemente erfolgt einer Steigerung der Effizienz. Dieser Weiterentwicklungsprozess liegt einer Master-Ausbildung zu Grunde.
Wird eine effektive Technik effizient angewendet - und durch gute kommunikative und emotionale Fähigkeiten optimal an das Weltmodell angepasst ist - so McWrither - die dritte und letzte Stufe erreicht, die der Eleganz. Wir freuen uns immer sehr, wenn wir gegen Ende der Master-Ausbildung sehen können, wie häufig diese Eleganz erreicht wird.
© Martin Fellehner / 2023