Erleichterung für den Klienten: Tiefer einsteigen ohne Bewertung
Diese Form des Coachings hat für den Klienten den großen Vorteil, dass sie ihm eine sichere und neutrale Umgebung bietet.
Wenn das Thema verdeckt bleibt, kann er emotionale Tiefe erreichen und sich dem Kern des Problems intensiver widmen, ohne das Gefühl zu haben, seine Empfindungen oder persönlichen Reaktionen rechtfertigen zu müssen. Das hilft besonders dann, wenn das Thema schambesetzt ist oder der Klient das Gefühl hat, für bestimmte Gefühle oder Ansichten bewertet zu werden.
Verdecktes Arbeiten schafft somit eine Brücke zur intensiven Selbstreflexion und bringt den Klienten in die Lage, sich vollkommen auf seine eigenen Prozesse zu konzentrieren.
Entlastung für den Coach: Prozess statt Inhalt im Vordergrund
Auch für den Coach kann verdecktes Arbeiten eine befreiende Wirkung haben. Wenn das Thema im Dunkeln bleibt, kann der Coach die Sitzung losgelöst von eigenen Meinungen, Haltungen oder eventuellen unbewussten Voreingenommenheiten gestalten. Die Konzentration liegt dann stärker auf dem Coaching-Prozess selbst – auf den Fragen, den Techniken und der Begleitung des Klienten in seinem inneren Erleben – anstatt auf dem Inhalt der Thematik. So bleibt der Coach emotional unabhängig vom Thema und kann sich unvoreingenommen und mit vollem Fokus der Prozessbegleitung widmen.
Verdecktes Arbeiten in NLP-Übungen: Authentische Themen und geschützte Privatsphäre
In der NLP-Ausbildung findet verdecktes Arbeiten häufig in Gruppenübungen Anwendung, insbesondere in Übungseinheiten vor der Gruppe. Diese Methode sichert nicht nur die Privatsphäre des Klienten, sondern ermöglicht es auch, dass an echten, authentischen Themen gearbeitet wird, ohne dass diese explizit offengelegt werden müssen. So ist der Klient vor möglichen Urteilen der anderen geschützt und kann in einem geschützten Rahmen seine Entwicklung vorantreiben. Der Fokus bleibt auf dem Coaching-Prozess, der Gruppe wird aber gleichzeitig eine authentische Lernerfahrung geboten.
Ähnlichkeit zum lösungsfokussierten Ansatz von Steve de Shazer
Verdecktes Arbeiten hat eine gedankliche Nähe zum lösungsfokussierten Arbeiten, wie es von Steve de Shazer entwickelt wurde. In beiden Ansätzen steht nicht das Problem selbst im Mittelpunkt, sondern der Weg zur Lösung. Es zeigt sich, dass das offene Aussprechen und detaillierte Besprechen eines Problems nicht zwingend notwendig ist, um eine Veränderung oder eine Lösung herbeizuführen. Vielmehr kann die bewusste Ausrichtung auf Lösungsbilder, Wünsche und Ressourcen einen entscheidenden Wendepunkt darstellen.
Vergleichbare Ansätze in anderen Therapieformen
Auch in anderen Therapieformen gibt es vergleichbare Methoden zum verdeckten Arbeiten. Beispielsweise in der Gestalttherapie, in der sich Klienten oft mit symbolischen oder imaginierten Bildern auseinandersetzen, die das Thema verdeckt halten, aber dennoch bearbeitet werden.
Ebenso findet man in der systemischen Therapie und Aufstellungsarbeit oft die Arbeit mit Stellvertretern oder Symbolen, die dem Prozess Tiefe verleihen, ohne den konkreten Inhalt immer explizit benennen zu müssen.
Wozu ist das gut?
Das verdeckte Arbeiten schafft Raum für sensible Themen, die Klienten sonst möglicherweise meiden würden, und eröffnet ihnen einen sicheren Zugang zu emotionaler Tiefe. Diese Methode kann Coaches helfen, den Prozess in den Mittelpunkt zu stellen und so eine unvoreingenommene Begleitung zu gewährleisten. Auch in der Arbeit mit Gruppen unterstützt verdecktes Arbeiten, da es Authentizität ermöglicht und dennoch die Privatsphäre wahrt. Die Technik bietet eine wertvolle Ergänzung für Coaches und Therapeuten, da sie zeigt, dass nicht das Problem im Vordergrund stehen muss, sondern die Lösung selbst.