Konflikte lösen durch Verhandlungsreframing

Das Verhandlungs-Reframing ist eine spezielle Form der Reframing-Techniken, bei der zwei innere "Persönlichkeitsanteile" im Konflikt stehen (Teilemodell). Diese beiden "Teile" treten oft gleichzeitig auf und beeinträchtigen sich gegenseitig.

Durch Verhandlung und das Finden eines gemeinsamen Ziels (Parts Party) soll ein Konsens zwischen den beiden Persönlichkeitsanteilen hergestellt werden, um mehr Übereinstimmung in den Verhaltensweisen der Person zu erreichen und die inneren Stimmen in Einklang zu bringen.

Als eine der grundlegenden Umdeutungstechniken (Reframing) ist diese Intervention fester Teil der NLP Ausbildung (NLP Practitioner).

Das Verhandlungs-Reframing basiert auf folgenden Schritten:

  1. Das Problem nennen, die beiden „Teile“ identifizieren und voneinander trennen (z. B. in Form von Boden-Ankern).
  2. Jeden "Teil“ getrennt nach seiner positiven Absicht befragen.
  3. Diese positive Absicht würdigen.
  4. Jedem "Teil“ von der positiven Absicht des anderen "Teils“ erzählen, ihn veranlassen, sie zu würdigen und dies dem anderen "Teil“ zur Kenntnis bringen.
  5. Eine Lösung im "Dialog“ mit den "Teilen“ erarbeiten, bei der sich beide "Teile“ gegenseitig tolerieren oder zur Zusammenarbeit bereit sind. Bei dieser Verhandlung können auch die genauen Bedingungen der Abmachung festgelegt werden.
  6. Öko-Check mit allen anderen "Teilen“ im Unbewußten. (Das dient der Klärung der Frage, ob weitere Teile in die Arbeit mit einbezogen werden müssen)
  7. Die Besiegelung des Vertrages in Form eines Rituals: vom Händedruck bis zur Verschmelzung beider „Teile“ im Körper,
  8. Future Pace

Ein Beispiel

Lisa, eine erfolgreiche Marketing-Managerin, steht vor der Entscheidung, ob sie eine Beförderung in ihrer aktuellen Firma annehmen oder ein lukratives Jobangebot eines anderen Unternehmens annehmen soll. Ein Teil von ihr möchte die Sicherheit und die bekannten Strukturen ihrer aktuellen Position nicht aufgeben, während der andere Teil von den neuen Herausforderungen und Möglichkeiten des Jobangebots begeistert ist.

Lisa setzt sich mit einem Coach zusammen, der sie durch den Prozess des Verhandlungsreframings führt. Sie identifiziert und gibt beiden Persönlichkeitsanteilen eine Stimme: der sicherheitsliebenden "Verantwortlichen" und der abenteuerlustigen "Entdeckerin".

Durch geführte Verhandlungen und das Finden eines gemeinsamen Ziels – berufliche Weiterentwicklung und Sicherheit – erreicht Lisa eine innere Übereinstimmung.

Sie beschließt, die Beförderung in ihrer aktuellen Firma anzunehmen, aber gleichzeitig zusätzliche Projekte und Fortbildungen zu suchen, um die neuen Herausforderungen und Möglichkeiten zu integrieren.

Variationsmöglichkeit

Kann in der Arbeit nur ein "Teil" ermittelt werden, kann das Format in das "Sechs-Stufen-Reframing" überführt werden. Dazu wird dann – neben dem Persönlichkeitsanteil der den Konflikt befeuert – ein "kreativer Teil" (durch den Coach) eingeführt, mit dem dann eine Lösung erarbeitet wird.

Wird bei der Arbeit erkennbar (zum Beispiel beim Öko-Check), dass mehr als zwei Teile maßgeblich am Konflikt beteiligt sind, empfiehlt es sich, das Format in eine "Teile-Verhandlung" zu wandeln.

Andere Coaching- und Therapieformen, die mit dem Verhandeln von Teilen arbeiten

Die Idee, konfligierende Persönlichkeitsanteile in Verhandlung zu bringen, wie es beim Verhandlungsreframing im NLP gemacht wird, gibt es auch in anderen Therapieformen. Diese Ansätze verfolgen ähnliche Ziele: innere Konflikte zwischen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen zu klären und eine Integration dieser Anteile zu fördern.

Die Gestalttherapie, insbesondere durch die "Technik des leeren Stuhls“, verfolgt einen ähnlichen Ansatz. Dabei werden verschiedene Teile der Persönlichkeit oder innere Konflikte symbolisch auf verschiedene Stühle gesetzt. Der Klient wechselt zwischen diesen Stühlen, spricht aus der Perspektive der verschiedenen Persönlichkeitsanteile und tritt so in einen inneren Dialog. Dies hilft, widersprüchliche Bedürfnisse oder Gedanken zu klären und eine Integration zu erreichen.

Virginia Satirs "Familienaufstellungstherapie“ betrachtet die Persönlichkeit als ein System, in dem verschiedene Anteile wie Mitglieder einer „inneren Familie“ agieren. Konflikte zwischen diesen Anteilen, wie z. B. dem inneren Kind, dem Kritiker oder dem Beschützer, werden durch ein Aufstellen und in Beziehung Setzen dieser Anteile bearbeitet. Ziel ist es, ein harmonisches Gleichgewicht zwischen den Persönlichkeitsanteilen zu finden.

Die "Ego-State-Therapie“ geht davon aus, dass die Persönlichkeit aus verschiedenen Ich-Zuständen (Ego States) besteht, die manchmal miteinander in Konflikt stehen können. Durch die Arbeit mit den einzelnen Ego-States können diese in Verhandlungen treten und dabei unterstützt werden, zusammenzuarbeiten. Die Therapie fördert den Austausch zwischen den inneren Zuständen, um eine bessere Integration der Anteile zu erreichen.

Das "Internal Family Systems (IFS)“-Modell des Amerikaners Dr. Richard C. Schwartz ist eine Methode, die sich stark auf die Verhandlung zwischen inneren Anteilen stützt. IFS betrachtet die Persönlichkeit als eine innere Familie aus verschiedenen Subpersönlichkeiten, darunter der „Manager“, der „Feuerwehrmann“ und verletzte Anteile wie das „verletzte Kind“. IFS zielt darauf ab, eine harmonische Kommunikation und Kooperation zwischen diesen Anteilen zu etablieren, indem der Klient lernt, sie zu erkennen und mit ihnen zu arbeiten.

In der "Dialogischen Psychotherapie“ wird der innere Dialog zwischen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen gefördert, um widersprüchliche Gedanken und Gefühle zu klären. Hierbei wird der Patient ermutigt, in einem inneren Dialog zwischen verschiedenen Positionen seiner selbst hin- und herzuwechseln, ähnlich dem Verhandlungsansatz im NLP.

Wozu ist das gut?

Wozu hilf das WIssen über das Verhandlungsreframing?

Das Verhandlungsreframing ist eine wertvolle Fähigkeit für Kommunikationsinteressierte, da es hilft, Gespräche und Konflikte auf einer konstruktiveren Ebene zu lenken.

Es ermöglicht, negative oder festgefahrene Sichtweisen umzupolen und neue Perspektiven zu eröffnen, was zu einer besseren Lösung von Differenzen führt. Für den Anwender (als "Gesprächsführer" des ihres inneren Teams) bedeutet das, dass sie in der Lage sind, die Dynamik einer Verhandlung aktiv zu beeinflussen, indem Missverständnisse oder Blockaden auflöst werden können.